
Was ist Ergotherapie?
Ergotherapeut*innen sind Expert*innen für Betätigung!
Ergotherapie beschäftigt sich mit bedeutungsvollen Betätigungen des täglichen Lebens. Damit gemeint ist all das, was wir alle den ganzen Tag tun - tun wollen, tun müssen oder was von uns erwartet wird. Es geht um Betätigungen aus allen Lebensbereichen, die für uns wichtig sind, unseren Alltag ausmachen und unserem Leben Sinn verleihen.Der Zusammenhang von bedeutungsvollen Betätigungen, Gesundheit und Wohlbefinden steht im Mittelpunkt der Ergotherapie.
Grundgedanke der Ergotherapie
Ergotherapeut*innen gehen davon aus, dass
Betätigungen ein menschliches Grundbedürfnis sind
Betätigungen zu Gesundheit und Lebensqualität beitragen
Gesundheit und Lebensqualität beeinträchtigt sind, wenn Betätigungsprobleme bestehen
Sind Menschen in der Lage all das zu tun, was für sie bedeutungsvoll ist, können sie am Leben teilhaben und fühlen sich wohl. Je nachdem, in welcher Lebensphase und Situation sich jemand gerade befindet, stehen unterschiedliche Betätigungen im Vordergrund.
Durch bestimmte Lebensumstände (Krankheiten, Unfälle, Krisen, bestimmte Lebensereignisse, gesellschaftliche Ereignisse etc.) kann es dazu kommen, dass diese Betätigungen nicht (mehr) möglich sind, sich verändern oder verändert werden müssen. Ergeben sich dabei Betätigungsprobleme und/oder soll Betätigungsproblemen vorgebeugt werden, kommt die Ergotherapie ins Spiel!
Betätigungen
Je nachdem, in welcher Lebensphase und Situation wir uns gerade befinden, stehen für uns unterschiedliche Betätigungen im Vordergrund, wie zum Beispiel:
In der Früh aufstehen, sich duschen, Zähneputzen und anziehen
Sport treiben
Seinem Hobby nachgehen oder ein neues Hobby beginnen
Die Kinder in den Kindergarten oder die Schule bringen
Arbeiten
Sich für einen Job bewerben, einen Job finden
Schlafen
Zum*zur Ärzt*in gehen
Hausaufgaben machen
Am Spielplatz schaukeln und mit anderen Kindern Ball spielen
Kochen
In ein Restaurant Essen gehen
Die Wohnung in Ordnung halten
Sich um Haustiere kümmern
Freundschaften pflegen
Einkaufen gehen
Medikamente nehmen
Wäsche waschen, bügeln
Eine Ausbildung absolvieren
Gartenarbeit
Musizieren
Wandern
u.v.m.
Grundlagen der Ergotherapie
Ergotherapie ist ein gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf und gehört zu den gehobenen medizinisch-therapeutisch-diagnostischen Gesundheitsberufen (MTD). Grundlage der Berufsausübung ist das Bundesgesetz über die gehobenen medizinisch-therapeutisch-diagnostischen Gesundheitsberufe (MTD-Gesetz 2024). Darin sind Tätigkeitsbereiche und Berufspflichten (Fortbildungsverpflichtung, Dokumentationspflicht etc.) verankert.
Ergotherapie wird aufgrund einer medizinischen Indikation als Krankenbehandlung eingesetzt (Zuweisung durch Ärzt*in) und in der Prävention und Gesundheitsförderung an Gesunden angewendet (keine Zuweisung erforderlich). Ergotherapeut*innen arbeiten sowohl im Angestelltenverhältnis in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens, als auch freiberuflich, z.B. in einer Praxis oder im Rahmen der Mobilen Ergotherapie.
Um die Berufsberechtigung zu erlangen, absolvieren Ergotherapeut*innen in Österreich eine dreijährige Ausbildung an einer Fachhochschule, die mit einem Bachelor of Science in Health Studies abschließt. Ergotherapeut*innen können danach weitere Master- und PhD-Studiengänge in gesundheits- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen absolvieren. Berufsangehörige, die ihre Ausbildung im Ausland absolviert haben, müssen die Berufsberechtigung für Österreich erwerben, ehe sie als Ergotherapeut*in arbeiten dürfen.
Ziel der Ergotherapie
Ziel der Ergotherapie ist es, die Teilhabe an bedeutungsvollen Betätigungen zu ermöglichen und damit Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
Ergotherapeut*innen unterstützen Menschen aller Altersgruppen dabei, ihren gewünschten und notwendigen Betätigungen des täglichen Lebens nachzugehen, damit sie das tun können, was sie tun wollen, tun müssen oder was von ihnen erwartet wird.
Der ergotherapeutische Prozess
Gemeinsam mit ihren Patient*innen/Klient*innen identifizieren Ergotherapeut*innen zu Beginn der Therapie jene Betätigungen, die im Mittelpunkt der Intervention stehen.
Sie berücksichtigen dabei die individuelle Lebenssituation, Rollen und Fähigkeiten ihrer Klient*innen und analysieren jene Faktoren, die für die Ausübung der jeweiligen Betätigungen erforderlich sind.
Darauf aufbauend werden gemeinsam Ziele formuliert und ein Therapieplan mit geeigneten Maßnahmen erstellt.
Die gewählten Maßnahmen zur Erreichung der Therapieziele können sowohl die Person selbst, als auch das Umfeld der Patient*innen/Klient*innen oder die jeweiligen Betätigungen betreffen, wie zum Beispiel:
Person:
Anpassung von gewünschten oder erforderlichen Lebensrollen
Entwicklung und Integration von neuen oder veränderten Rollen in den individuellen Lebensalltag
Entwicklung von Handlungsstrategien zur Umsetzung von Betätigungen
Training und Entwicklung von (Handlungs-)Fähigkeiten
Umfeld:
Anpassungen der Umgebung (z.B. Wohnraumgestaltung, Arbeitsplatzberatung etc.)
Beratung von Angehörigen und Bezugspersonen
Versorgung mit Hilfsmitteln (z.B. Rollstuhl, Schienen etc.)
Beratung zu weiteren Unterstützungsangeboten und Hilfsmitteln
Betätigung:
Anpassung gewünschter oder erforderlicher Betätigungen
Üben und Trainieren von Betätigungen
Integration neuer oder veränderter Betätigungen in den persönlichen Alltag
Entwicklung neuer Betätigungen
Beratung zu Betätigungsmöglichkeiten
Ergotherapie findet im Einzel- oder Gruppensetting ambulant, stationär oder im individuellen Umfeld der Patient*innen/Klient*innen (zuhause, Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz etc.) statt.
Übergeordnetes Ziel ist es immer, die Teilhabe am täglichen Leben zu ermöglichen und Patient*innen/Klient*innen in den für sie bedeutungsvollen Betätigungen zu unterstützen.
(Quelle: www.ergotherapie.at)